Ablauf der Wahl:
Die heurige Wahl fand vom 10.09. – 02.12.2018 statt. An der Wahl nahmen insgesamt 11726 Personen teil (Vorwahl: 994, Wahl: 10732 TeilnehmerInnen), was eine Steigerung von 27% gegenüber dem Vorjahr darstellt. Im Rahmen der Vorwahl wurden in den 5 Kategorien insgesamt 2103 Einsendungen mit 1213 einzelnen Wörtern und Sprüchen vorgenommen. Aus diesen wählte die Jury am 25.10.2018 jeweils 10 Kandidatenwörter für das Wort / Unwort / Jugendwort und jeweils 4 Kandidatensprüche aus, die ab dem 26.10.2018 zur Wahl gestellt wurden. Die Jury tagte am 03.12.2018 abermals und bestimmte anhand der Abstimmungsergebnisse die Wörter und Sprüche des Jahres 2018, die am 06.12.2018 via Austria Presse Agentur (APA) bekannt gegeben wurden.
Die Jury:
Die Jury besteht aus insgesamt elf Personen. Davon sind neun Mitglieder an den vier Grazer Universitäten tätig. Mit dabei ist weiters ein Vertreter der APA und eine Vertreterin des Verbands Public Relations Verband Austria (PRVA), Wien.
Platz 1: 2403 aus 10.463 abgegebenen Stimmen
Bei diesem Wort handelt es sich um einen terminologischen Wiedergänger, da es bereits 2005 Wort des Jahres war. Es wurde auch diesmal mit deutlichem Abstand an die erste Stelle gewählt. Während der damalige Bundeskanzler Schüssel über Wochen überhaupt keine öffentliche Äußerung von sich gab, vermeidet Bundeskanzler Kurz wiederholt jedwede Reaktion zu für ihn unangenehmen Themen und zu Handlungen und Äußerungen von Mitgliedern der Koalitionspartei, bei denen die Öffentlichkeit eine klärende Aussage des Bundeskanzlers erwarten durfte. Dies hat ihm die Titulierung „Schweigekanzler 2.0“ durch einen führenden Politologen eingetragen.
https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/5467820/Filzmaier_Kurz-profiliert-sich-als-Schweigekanzler-20
Platz 2: 1810 aus 10463 abgegebenen Stimmen
Das Nichtrauchervolksbegehren war ein wichtiges politisches Ereignis des Jahres 2018. Mit beinahe 900.000 Unterschriften wurde damit gegen die Entscheidung der Bundesregierung protestiert, Teile des Nichtraucherschutzgesetzes zurückzunehmen, das die Rauchfreiheit in Lokalen vorsah und von einer der beiden Koalitionsparteien in der Vorgängerregierung mitbeschlossen worden war. Dass dann auch noch die in Aussicht gestellte Volksabstimmung nicht durchgeführt wurde, zeigt wiederkehrende und breit kritisierte Mechanismen der österreichischen Politik auf, die wohl wesentlich zur Wahl dieses Wortes beigetragen haben.
Platz 3: 1562 aus 10463 abgegebenen Stimmen
Dieser international verwendete Begriff steht für die Aufdeckung des Machtmissbrauchs mächtiger Männer in Spitzenpositionen gegenüber Frauen im Allgemeinen und in der Filmbranche im Besonderen. Die damit ausgelöste Bewegung hat wesentlich zu einer umfassenden Diskussion des Verhältnisses der Geschlechter untereinander beigetragen, die bis nach Österreich Auswirkungen hatte.
Platz 1: 3066 aus 10553 abgegebenen Stimmen
Dieses Wortungetüm steht für die an sich wichtige Zielsetzung des Schutzes der privaten elektronischen Daten. Seine überaus komplizierte und mit hohem bürokratischen Aufwand verbundene Umsetzung – in Kombination mit der Tatsache, dass die großen internationalen Akteure im Umgang mit Daten von den Regelungen kaum betroffen sind – macht die Sache zu einer Perversion des gut gemeinten Vorhabens und den Begriff damit zu einem Unwort.
Platz 2: 1632 aus 10553 abgegebenen Stimmen
Diese Formulierung entwickelte sich aus einer Äußerung von Innenminister Kickl, der Asylwerber „konzentriert an einem Ort halten …“ wollte, um die Asylverfahren zu verkürzen. Den Anklang an die „Konzentrationslager“ nahm er in Kauf, denn das „sei keine Provokation“, was für einen auf die Verfassung vereidigten Innenminister doch eine bemerkenswerte Äußerung ist und nur als Unwort klassifiziert werden kann.
Platz 3: 1442 aus 10553 abgegebenen Stimmen
Obwohl eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten sowohl für Arbeitnehmer, als auch Arbeitgeber grundsätzlich eine positive Maßnahme sein kann, hat die vor kurzem von der Bundesregierung eingeführte Reform zu einem Ungleichgewicht zugunsten der Arbeitgeber geführt, sodass viele Arbeitnehmer das Gefühl haben, erpressbar zu sein, wenn Sie der Forderung, Überstunden „freiwillig“ zu übernehmen, nicht nachkommen. Das macht das Wort zu einem verhüllenden Ausdruck und damit zu einem Unwort.
Platz 1: 2606 aus 7436 abgegebenen Stimmen
Oba geh! Dieses genuin österreichische Wort wird ja schon seit längerem verwendet, der Umfang seiner Bedeutungen ist jedoch größer geworden und reicht vom erstaunten Ausruf mit verschiedenen Bedeutungen bis hin zu einer wenig verhüllten Drohung. Es ist diese semantische Vielseitigkeit und universelle Einsetzbarkeit in vielen kommunikativen Situationen, die es zu einem echten Jugendwort macht. Zu seiner Wahl zum Jugendwort des Jahres hat möglicherweise auch der Umstand beigetragen, dass ein junger Mann für die Verwendung des Wortes im Gespräch mit einem Polizisten unverständlicherweise eine Verwaltungsstrafe von 100 Euro aufgebrummt bekam.
Platz 2: 1458 aus 7436 abgegebenen Stimmen
Ein Superlativwort, das früher verwendete Wörter wie „super“, „klass“, „spitze“, „toll“ usw. ersetzt hat und daher von Kindern und Jugendlichen in allen Situationen eingesetzt wird, wenn etwas „nice“, also „super“ ist.
Platz 1: 5527 aus 10315 abgegebenen Stimmen
Ungläubige Frage von Matthias Strolz, dem früheren Vorsitzenden der NEOS-Partei, die er im Rahmen einer Parlamentsdiskussion über die Abschaffung des Nichtraucherschutzgesetzes an die Gesundheits- und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein richtete, weil diese zuvor die Abschaffung des Nichtraucherschutzes und damit indirekt das gesundheitsschädliche Rauchen verteidigt hatte.
Platz 1: 6246 aus 10328 abgegebenen Stimmen
Kernaussage des Interviews auf oe24.tv mit Sozialministerin Hartinger-Klein. Man werde trotz der geplanten Kürzung der Mindestsicherung „leben können“, sagte Hartinger-Klein. Auf die Bemerkung des Interviewers, „wenn man von 150 Euro leben kann“, antwortete sie: „Wenn man die Wohnung auch noch bekommt, dann sicher.“ Der Ausspruch hat große Empörung und wochenlange Diskussionen ausgelöst.