Das österreichische Wort des Jahres 2011

Kandidatenwörter & Erklärungen

Wort des Jahres 2011

Euro-Rettungsschirm

Ergebnis

Euro-Rettungsschirm
490
Arabischer Frühling
410
Inseratenkanzler
219

Begründung

Die Wahl dieses Wortes ist durch seine Bedeutung und aufgrund der Häufigkeit des Auftretens in den Medien begründet. Zudem hat das Wort zwei positive Bedeutungen, indem es als „Schirm“ Schutz von oben kommenden negativen Auswirkungen verspricht, gleichzeitig aber auch als „Rettungsschirm“ eine weiche Landung der in die Krise geratenen Wirtschaft der Euro-Länder in Aussicht stellt.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

Die Wahl dieses Wortes ist im Umstand begründet, dass es sich beim „Arabischen Frühling“ um ein Ereignis von historischer Größe handelt, das als Bezeichnung an den „Prager Frühling“ angelehnt ist und wie damals die Hoffnung auf eine umfassende Demokratisierung in autoritär regierten Ländern ausdrückt.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

Dieses in den sozialen Medien weit verbreitete Wort spielt auf den Umstand an, dass der derzeitige Bundeskanzler in seiner Zeit als Infrastrukturminister auf Kosten von staatlichen oder staatsnahen Gesellschaften zahlreiche Inserate in bestimmten Zeitungen schalten ließ. Der Wahrheitsgehalt derartiger Behauptungen ist Gegenstand des sog. Korruptionsausschusses des Nationalrates, der im kommenden Jahr die Arbeit aufnehmen wird.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

 

Unwort des Jahres 2011

Töchtersöhne

Ergebnis

Töchtersöhne
828
Lobbyist
257
leal vergrämen
113

Begründung

Das Unwort des Jahres 2012 ist aus der Verkürzung der neu formulierten Zeile „Heimat bist du großer Töchter, Söhne“ der österreichischen Bundeshymne entstanden und stellt eine sprachlich sehr unglückliche Formulierung dar, da damit unbeabsichtigt die von Töchtern geborenen männlichen Enkel gemeint sein können. Die mangelhaft gestaltete Hymnezeile war Anlass dafür, dass von verschiedenen Seiten ein legitimes Anliegen der Frauen in Zweifel gezogen wurde. Es ist die mangelhafte sprachliche Form und die damit verbundenen Reaktionen, die den Ausdruck zu einem Unwort machen.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

Dieses an sich neutrale Wort, das für eine Berufsgruppe von InteressensvertreterInnen steht, ist durch die korrupte und manipulative Tätigkeit einiger ihrer VertreterInnen in Verruf geraten und aufgrund der besonderen Vorkommnisse, die damit verbunden sind, zu einem Unwort gemacht worden.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

Im steirischen Naturschutzgesetz, das kürzlich novelliert wurde, heißt es diesbezüglich: „Zusätzlich soll die Möglichkeit geschaffen werden, bei einer „letalen Vergrämung“ die Höchstzahl der zu erlegenden Vögel festzulegen.“ Zum Unwort wird der Ausdruck, weil es sich um einen Euphemismus für „töten“ handelt, der aus dem medizinischen Fachausdruck „letal“ (tödlich) und dem heute schon altertümlichen Verb „vergrämen“ gebildet wurde.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

Jugendwort des Jahres 2011

liken

Ergebnis

liken
893
planking
335
egosurfen
318

Begründung

Das Jugendwort 2011 ist vor allem durch seine weite Verbreitung und seine besondere Funktion in der Kommunikation in den von den Jugendlichen stark benutzten sozialen Medien gekennzeichnet. Gleichzeitig steht es für einen gängigen Typ von neu gebildeten Wörtern, indem ein englisches Wort mit einer deutschen Endung versehen wird. Inhaltlich steht es für die Funktion „Gefällt mir“ auf Facebook und in anderen sozialen Medien, mit der unverbindliche Zustimmung und Sympathie zu Handlungen von „Freunden“ in den sozialen Medien ausgedrückt werden können.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

Das Wort bezeichnet eine bestimmte Körperhaltung. Dabei legt sich eine Person meist an öffentlichen Plätzen bzw. an ungewöhnlichen Orten mit dem Gesicht nach unten und mit seitlich angelegten Armen (als ob man in Habt-Acht-Stellung stehen würde) steif hin und lässt sich so fotografieren. Anschließend wird das Bild auf Facebook gestellt. Dieses ursprünglich vor drei englischen Studenten erfundene „Leg dich hin Spiel“ fand in Australien und danach über die sozialen Medien auch bei uns besondere Verbreitung.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

Damit wird ausgedrückt, dass jemand im Internet nach seinem eigenen Namen sucht und dann stolz ist, wenn die Trefferquote hoch ist. Es belegt die Bedeutung des Internets für junge Menschen und ein gesteigertes Interesse an Präsentation und Präsenz der eigenen Person im virtuellen Raum, weshalb es als besonders charakteristisches Jugendwort gelten kann.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

Spruch des Jahres 2011

„shortly, without von delay“

Ergebnis

„shortly, without von delay“
 

Begründung

VIDEO auf YOUTUBE

„Die Zeit, die wir uns gegeben haben, ist shortly. Und auf Ihre Frage, was das heißt, sage ich Ihnen: „shortly, without von delay“. (Maria Fekter: Finanzministerin, nach einer EU-Krisensitzung zur Schuldenkrise, 13.07.2011).
Dieser Ausspruch ist symptomatisch für die Überforderung von europäischen Politikern in der komplexen wirtschaftlichen Situation, in der sich die EU derzeit befindet. Die Jury meint dazu: „Without von comment“ und zitiert stattdessen einen Zeitungskommentar:
„Shortly without von delay“ – das mag dem Niveau einer Innenministerin entsprechen, die von Zuwanderern einfordert, künftig schon bei der Einreise Deutsch können müssen; einer Finanzministerin ist es absolut unwürdig. Deshalb empfehlen wir dringendst einen Englisch-Crashkurs und zwar „shortly without von delay“. („Tourismus.Austria.International“ Nr. 2063-2064/11 vom 29.07.2011 ).


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

Unspruch des Jahres 2011

„Wo woa mei Leistung?“

Ergebnis

„Wo woa mei Leistung?“
 

Begründung

Dieser von Walter Meischberger in einem „privaten“ Gespräch gemachte Ausspruch bezog sich auf Absprachen, die in Bezug auf Rechnungen getätigt und vor der Staatsanwaltschaft bestimmte Provisionszahlungen im Rahmen von Immobilienverkäufen begründen sollten. Er steht für viele ähnliche Vorkommnisse, die derzeit gerichtsanhängig sind und fehlendes Unrechtsbewusstsein der Beteiligten zeigen. Für Meischberger und andere gilt die Unschuldsvermutung.


Graz, 05.12.2011 – Die Jury

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