Die Kandidatenwörter für das Jahr 2006
Kandidatenwörter für das Wort des Jahres
arschknapp
BAWAG-Gate
die Ortstafelverrückten
Grundsicherung
Koalitionspoker
Penthousesozialismus
Pflegenotstand
Raucheroase
Schmollwinkerlpartei
Teuro fighter
Kandidatenwörter für das UN-Wort des Jahres
ätschpeck
Exzellenzuniversität
Kahlschlagbilanz
Lebensmittelaufbereitung
militante Nichtraucher
Napalmwahlkampf
Ortstafelflut
Problembär
Teilzeitarbeitslosigkeit
überqualifiziert
(1) Der Begriff steht in engem Zusammenhang mit dem BAWAG-Skandal, der Österreich das ganze Jahr 2006 hindurch intensiv beschäftigt hat. Das Wort vereint zwei gegensätzliche Begriffe, die üblicherweise in direktem Widerspruch zueinander stehen: Die Inanspruchnahme von Privilegien und das Vertreten von sozialistischen Idealen.
(2) Der Begriff thematisiert und kommentiert auf sarkastische Weise gesellschaftliche Entwicklungen, die vielfach als irritierend und verstörend empfunden werden. Es bekam zudem von den InternetwählerInnen und von der Jury die meisten Stimmen.
(3) Der Jury erschien dieser Ausdruck als Wort des Jahres nicht zuletzt auch deshalb geeignet, da er in präziser Weise auf erstaunliche und unglaublich erscheinende Vorgänge und Missstände verweist, die innerhalb kurzer Zeit bekannt wurden und eine namhafte Institution in eine tiefe Krise gestürzt haben.
(1) Hier handelt es sich um einen sprachlich gut gelungenen Spruch. Er macht für eine sehr banale, aber dennoch wichtige Sache Werbung, die in vielen Städten oft Anlass zu Ärger und Verstimmung ist.
(2) Im Spruch kommen neben zwei typisch österreichischen Ausdrücken auch Verfahren wie Reim und syntaktische Parallelität zur Anwendung, die den Spruch außerdem zu einem einprägsamen und gelungenen Sprachspiel machen.
(1) Dieser Spruch zielt in knapper Form auf die Diskriminierung und Aussonderung von MitbürgerInnen muslemischen Glaubens in Österreich.
(2) Erstmals seit 1945 wurde eine Religionsgemeinschaft wieder als fremd und im Gegensatz zum Begriff „Österreich als Heimatland“ dargestellt. Erneut wird damit die Stigmatisierung und Ausgrenzung eines Teils der österreichischen Bevölkerung zum Inhalt von Politik in Österreich gemacht.
(3) Die Jury findet, dass dies ein gefährlicher Präzendenzfall ist, dem Einhalt geboten werden sollte. Sie findet sich damit in Übereinstimmung mit den Internetwählern, die diesen Spruch mit deutlichem Abstand vor allen anderen als Unspruch des Jahres 2006 ausgewählt haben.
1) Dieser Un-Spruch stößt in dasselbe Horn. Er ist angesichts der Mehrsprachigkeit Österreichs und der Mehrsprachigkeit Europas ein unglaublicher Affront gegen alle Anderssprachigen dieses Landes, gegen das Konzept der kulturellen Vielfalt und gegen die 98 Sprachgemeinschaften der Europäischen Union.
(2) Dieser Slogan verstößt zudem gegen einschlägige Urteile des Verfassungsgerichtshofs und gegen den Staatsvertrag, der Österreich die Unabhängigkeit gebracht hat.
(3) Es ist bedauerlich, dass die mit dieser Politik verbundenen Fakten (Stichwort Ortstafeln) von Seiten der Exekutive nicht zu den sonst üblichen rechtlichen Reaktionen geführt haben.